Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Hainbuch an der Enns
Historische Stätte
Beschreibung
Das aus dem 8. und 9. Jh. n. Chr. stammende Gräberfeld lag einst an der Grenze zwischen dem Frankenreich und den östlich siedelnden Awaren – was sich im Fundmaterial widerspiegelt.
Beim Bau des Ennskraftwerkes Staning wurden in den Jahren 1942 und 1943 im Ortsteil Hainbuch frühmittelalterliche Gräber des 8. bis 9. Jh. n. Chr. gefunden. 1990 und 1991 wurden bei einer Ausgrabung weitere Bestattungsplätze geborgen, sodass auf dem Flachgräberfeld mindestens 58 Ruhestätten dokumentiert werden konnten. Die Toten wurden unverbrannt in Rückenlage überwiegend in west-östlicher Orientierung niedergelegt.
Die Grenze zweier Reiche
Das Gräberfeld von Hainbuch lag in einem Grenzraum, der gleichzeitig eine Kontaktzone war. Historisch betrachtet trennte die Enns das Herzogtum Baiern, das im späten 8. Jh. unter die Oberhoheit des Karolingerreiches fiel, vom östlich anschließenden Khaganat – der Titel „Khagan“ entsprach dem eines Kaisers – der Awaren. Archäologisch gesehen liegt im Westen des Ostalpenraums das Gebiet der baierischen Reihengräberfelder, die allmählich in christliche Kirchfriedhöfe übergehen. Im Gebiet des Awarenreiches hingegen finden sich heidnische Körpergräberfelder mit charakteristischen Grabbeigaben.
Grabbeigaben aus Ost und West
Die Grenzlage des Gräberfeldes findet auch seine Entsprechung im Fundmaterial. Neben awarischen Buntmetallarmreifen, Drahtohrringen bzw. Drahtohrringen mit Knöpfchenzier, Fingerringen und typischen Tongefäßen treten auch Objekte westlicher Herkunft auf, die den Baiern bzw. den Karolingern zugeschrieben werden. In der Frauentracht sind dies vor allem Ketten bunter Glasperlen, Kettchenohrgehänge und charakteristische Kopfschmuckringe. Die westliche Ausstattung der Männer besteht zumeist aus Flügellanzen, Schwertern und Sporen. Ein besonderes Stück ist das Schwert aus Grab 28, eine sogenannte Spatha mit dreieckigem Knauf mit damaszierter Klinge. Solche extrem hochwertigen Schwerter sind von den Niederlanden bis Schleswig-Holstein, Thüringen und Bayern verbreitet und datieren in die zweite Hälfte des 8. Jh. n. Chr.